Der Bau der Twingi- Strasse war aufwändig für damalige Verhältnisse: Das gefährlich steile und erosive Gelände musste modelliert, Stützmauern gemauert, Tunnels gesprengt werden... Die Tunnels interessieren mich besonders, weil mich generell Öffnungen oder Löcher interessieren. Das Loch ist ein faszinierendes, eingerahmtes Nichts, eine undichte Stelle zwischen Hier und Dort. Wo sich der Raum verengt. Wo tiefere Schichten sichtbar werden. Wo etwas hereinkommt. Oder hinausgeht. Und wo neue Ausblicke, Durchblicke und Perspektiven, möglich werden...
In meinen Arbeiten ist das Loch und die Methode des Verbindens ganz unterschiedlicher Objektfragmenten ein wiederkehrendes Motiv. Mal nutze ich für die Verbindungen bestehende Öffnungen, mal versehe ich die Objekte durch Bohren, Ösen, Ausbrennen etc. mit Löchern. Das Perforieren oder Öffnen gibt den Objekten die Möglichkeit, sich mit neuen Elementen zu verbinden. Ungleiche Paarungen entstehen, Dinge erhalten eine neue Bestimmung oder neue Identität.
Das Durchdringen und Verbinden wird für die TWINGI Landart an einem Ort angewendet, wo der Tunnel mit einer Seitenöffnung versehen ist: Hier wird ein Ring aus Zinkrohr eingebracht, welcher in den Tunneleingang hineinführt und über die erste Seitenöffnung wieder auf die Felsaussenseite hinausführt. Dieser Ring funktioniert als eine Art Fels-Piercing und verbindet die Innen- mit der Aussenseite des Felsens. Die natürliche Umgebung wird mit dem künstlerischen Eingriff verschränkt- das Objekt wird zu einem untrennbaren Teil der Landschaft.
Je nach dem, von welcher Seite die Betrachtenden die Route abschreiten, ist die Dramaturgie eine andere- man ist entweder zuerst mit dem inneren oder dem äusseren Teil der Installation konfontiert. Die Ganzheit erschliesst sich den Betrachtenden erst mit dem Ablaufen des Geländes. Die Wahrnehmung beider Teile setzt sich in der Vorstellung zu einer Enität zusammen. Tatsächlich aber ist die Plastik nie in ihrer Ganzheit sichtbar: Jede Perspektive zeigt einen Teil- und verdeckt gleichzeitig einen anderen Teil.