Foto: Yoshiko Kusano
Fotos: Yoshiko Kusano
Foto: Yoshiko Kusano
DEUX PORTAILS 2025
Eine zweiteilige Installation im Rahmen der Ausstellung PASSAGE GEMMI 2025
zwischen Sunnbüel (BE) und Gemmipass (VS)
Massive Fichte, Sperrholz, neonrote Farbe, schwarze Farbe
ca. 519 x 438 x 300 cm
Was wäre wenn? -die Autostrasse über die Gemmi einst gebaut worden wäre? Würde sich die Gemmi wie die Grimsel anfühlen? Oder wie der Simplon, der trotz seiner Schönheit nur im Vorbeirauschen wahrgenommen wird?
Im Rausch der Privatverkehr-Mobilisierung gab es ab 1951 eine Aktiongesellschaft PRO GEMMI, die den Bau einer Autostrasse von Kandersteg über den Gemmipass nach Leukerbad vorschlug. Die 23 km lange Strasse war als Fortsetzung der Simplonstrasse angedacht und sollte als privat finanzierte Mautstrasse betrieben werden. Sie hätte von Kandersteg mit zwei Kehren in das Üschenental geführt, auf einer Höhe von 2000 m ü. M. mit einem 1km langen Tunnel den Üschenengrat durchstossen, sodass sie über Schwarenbach das rechte Ufer des Daubensees erreicht hätte. Auf einer Höhe von 2240 m ü. M. wären die Plattenhörner mit einem zweiten, 2,4km langen Tunnel unterquert worden, um danach von Clabinualp mit einigen Kehren Leukerbad zu erreichen. Das Aktionskomitee war bis in die 1970er-Jahre aktiv, der Strassenbau wurde aber fallen gelassen. Ingenieur Minder aus Interlaken hatte in den Jahren 1946 bis 1949 verschiedene Linienführungen studiert, wobei sich das Projekt mit den zwei Tunnels und nur wenigen Kehren als die beste Lösung erwiesen habe. Es handle sich dabei um «die erste Autobahn über einen Schweizer Alpenpass», wurde geworben.
Was wäre wenn? Es ist unbestritten, dass die landschaftliche und touristische Entwicklung einen anderen Verlauf genommen hätte. Die immer noch gefühlt schwer zu erreichende, imposante Hochebene beim Daubensee wäre zum Durchgangsintermezzo geschrumpft. Und das aktuell abgelegene, im hintersten Kessel gelegene Leukerbad wäre zu einer Tagesdestination für die Alpennordseitler geworden, oder vielleicht auch zum Durchgangsort degradiert worden….
Gute 70 Jahre später sind wir glücklich darüber, noch ein paar Landschaften zu haben, die verkehrstechnisch nicht völlig vereinnahmt wurden. Das Spiel mit den einstigen Plänen reizt mich dennoch. Und die Strasse als Verbindung zwischen Welten betrifft mich: Aufgewachsen im Oberwallis der 1970er und 80er Jahre bin ich froh, eine schnelle Verbindung nach Italien und eine einigermassen schnelle nach Bern gekannt zu haben: Ich hätte mich unglaublich abgehängt und isoliert gefühlt im Wallis meiner Urgrossmutter… Und weil es im Wallis nicht nur die Strassen braucht, sondern vor allem Tunnels, welche die Berge durchlöchern und die Verbindung nach Süden und Norden erst möglich machen...
Die zwei PORTAILS stehen an den einst geplanten Stellen und greifen die einstige Verkehrs-Vision auf. Ein Portal steht am östlichen Ufer das Daubensees und ist von der Berner Seite kommend frontal zu sehen. Das andere befindet sich am oberen Ende der Spittelmatte und ist von der Walliser Seite kommend zu sehen. Die Portale sind billboardartig wie das Piktogramm des CH Tunnel-Verkehrszeichens formuliert . Das eigentliche Tunnelloch ist eine grosse flache Ebene, tiefschwarz bemalt, aus der Ferne ein Loch suggerierend. Die stilisierte Steineinfassung des Portals ist als ein massives Skelett aus Holzbalken gezimmert und in der Front neonorange beschichtet.
Herzlichen Dank an Pascal Schneiter Holzhandwerk
www.pascalschneiter.ch